Zweifache Moderationsanalyse (Model 2)
#01 Einleitung in Model 2
#02 process-Syntax
#03 Beispiel
- AV = Arbeitsleistung (Skala 1 bis 7) – AL
- UV = Home-Office-Intensität (Skala 1 bis 7) – HOI
- Moderator 1 = Organisationale Unterstützung (Skala 1 bis 7) – OU
- Moderator 2 = Anzahl Personen im Haushalt (Skala 1 bis 9) – APH
Die Berechnungen finden auf Basis von 100 fiktiven Datensätzen statt – es werden keine Kovariaten festgelegt. Somit ergibt sich folgender Syntax-Befehl:
process y=AL/x=HOI/w=OU/z=APH/model=2/center=1/plot=1.
Es ist zu beachten, dass die process.sps
Syntax-Datei einmalig nach dem Start von SPSS Statistics ausgeführt werden muss, damit das PROCESS-Makro funktioniert. Habe etwas Geduld, da das Ausführen dieser Datei einen Moment dauern kann.
#04 Ergebnis
Model Summary R R-sq MSE F df1 df2 p 0.59 0.35 2.41 10.19 5 94 0.000
(Anmerkung: SPSS Statistics/process runden sehr kleine p-Wert auf 0.000. Das bedeutet natürlich auf keinen Fall, dass der p-Wert tatsächlich null ist, sondern eben sehr klein. In Anlehnung an die Empfehlungen der APA, wird ein solcher Wert mit „p < .001″ gekürzt.)
Model Summary-Abschnitt bietet einen Überblick über die Güte des Gesamtmodells. Das multiple R von 0.59 zeigt eine starke Korrelation zwischen den Prädiktoren und der abhängigen Variable. Das R-sq von 0.35 indiziert, dass etwa 86% der Varianz in der abhängigen Variable durch das Modell erklärt werden. Der mittlere quadratische Fehler (MSE) von 2.41 gibt Aufschluss über die durchschnittliche quadrierte Abweichung zwischen den vorhergesagten und den beobachteten Werten. Der F-Wert von 10.19 mit 5 (df1) und 94 (df2) Freiheitsgraden und einem p-Wert von 0.000 (p < .001) deutet auf eine statistische Signifikanz des Gesamtmodells hin.
Model Coefficients Variable coeff se t p LLCI ULCI constant 3.28 0.16 21.09 0.000 2.98 3.59 HOI 0.43 0.09 4.91 0.000 0.26 0.61 OU 0.14 0.09 1.58 0.118 -0.04 0.31 Int_1 0.15 0.05 3.10 0.003 0.05 0.25 APH -0.13 0.07 -1.91 0.059 -0.27 0.01 Int_2 -0.07 0.04 -1.92 0.057 -0.15 0.00
Der Model-Abschnitt präsentiert die Regressionskoeffizienten für jede Variable im Modell. Die Konstante (coeff = 3.28) repräsentiert den erwarteten Wert der abhängigen Variable, wenn alle Prädiktoren null sind. Der Koeffizient für HOI (coeff = 0.43) zeigt den direkten Effekt der Home-Office-Intensität auf die Arbeitsleistung. Der Koeffizient für OU (coeff = 0.14) repräsentiert den direkten Effekt der organisationalen Unterstützung, ist jedoch nicht statistisch signifikant (p = 0.118). Der erste Interaktionsterm (Int_1 = HOIxOU) mit einem Koeffizienten von 0.15 (coeff) quantifiziert einen signifikanten Moderationseffekt (p = 0.003).
APH mit einem Koeffizienten von -0.13 (coeff) und der zweiter Interaktionsterm (Int_2 = HOIxAPH) mit einem Koeffizienten von -0.07 (coeff). Ersterer zeigt einen p von 0.059 und zweiterer einen p von 0.057.
Die Konstante, HOI und Int_1 sind bei einem Signifikanzniveau von p = 0.000 (p < .001) statistisch signifikant, was durch die t-Werte und die Konfidenzintervalle (LLCI und ULCI) untermauert wird, die den Wert null nicht einschließen. OU, APH und Int_2 zeigen weniger eindeutige Effekte, wobei ihre Konfidenzintervalle den Wert null einschließen oder nur knapp nicht einschließen.
Test(s) of highest order unconditional interaction(s) Interaction R2-chng F df1 df2 p X*W 0.07 9.63 1 94 0.003 X*Z 0.03 3.70 1 94 0.057 BOTH 0.09 6.45 2 94 0.002
Dieser Abschnitt fokussiert sich auf die Signifikanz der Interaktionseffekte. Für die Interaktion X*W zeigt die Änderung in R-Quadrat (R2-chng) von 0.07, dass die Hinzufügung dieses Interaktionsterms zusätzliche 7% der Varianz in der abhängigen Variable erklärt. Der F-Wert von 9.63 mit 1 (df1) und 94 (df2) Freiheitsgraden und einem p-Wert von 0.003 untermauert die statistische Signifikanz dieses Interaktionseffekts.
Die Interaktion X*Z trägt weniger zur Erklärung der Varianz bei, mit einem R2-chng von 0.03 (3%). Der F-Wert von 3.70 und ein p-Wert von 0.057 deuten auf einen marginal signifikanten Effekt hin.
Betrachtet man beide Interaktionen gemeinsam (BOTH), ergibt sich eine Änderung in R-Quadrat von 0.09 (R2-chng), was bedeutet, dass die Ergänzung beider Interaktionsterme zusammen 9% zusätzliche Varianz erklärt. Der F-Wert von 6.45 mit 2 und 94 Freiheitsgraden und einem p-Wert von 0.002 zeigt, dass die kombinierten Interaktionseffekte statistisch signifikant sind.
Conditional effects of the focal predictor at values of the moderator(s) OU APH Effect se t p LLCI ULCI -1.79 -2.31 0.33 0.15 2.18 0.032 0.03 0.63 -1.79 0.00 0.16 0.13 1.27 0.208 -0.09 0.42 -1.79 2.31 0.00 0.16 -0.03 0.977 -0.32 0.31 0.00 -2.31 0.60 0.12 4.93 0.000 0.36 0.84 0.00 0.00 0.43 0.09 4.91 0.000 0.26 0.61 0.00 2.31 0.26 0.13 2.09 0.039 0.01 0.51 1.79 -2.31 0.87 0.15 5.92 0.000 0.58 1.16 1.79 0.00 0.70 0.12 5.94 0.000 0.47 0.93 1.79 2.31 0.53 0.15 3.63 0.001 0.24 0.82
Dieser Abschnitt illustriert den Effekt der Home-Office-Intensität (HOI) auf die Arbeitsleistung (AL) bei verschiedenen Ausprägungen der organisationalen Unterstützung (OU) und der Anzahl der Personen im Haushalt (APH). Bei niedriger OU (-1.79 Standardabweichungen unter dem Mittelwert) variiert der Effekt je nach APH-Niveau: Bei niedriger APH beträgt er 0.33, bei mittlerer APH 0.16 und bei hoher APH 0.00. Bei durchschnittlicher OU (0.00) steigt der Effekt auf 0.60 bei niedriger APH, 0.43 bei mittlerer APH und 0.26 bei hoher APH. Bei hoher OU (1.79 Standardabweichungen über dem Mittelwert) erhöht sich der Effekt weiter auf 0.87 bei niedriger APH, 0.70 bei mittlerer APH und 0.53 bei hoher APH.
Die statistische Signifikanz dieser Effekte variiert. Bei niedriger OU sind die Effekte nur für niedrige APH signifikant (p = 0.032), während bei mittlerer und hoher OU alle Effekte signifikant sind (p < 0.05), mit Ausnahme des Effekts bei mittlerer OU und hoher APH (p = 0.039). Die Konfidenzintervalle (LLCI und ULCI) unterstützen diese Interpretation, da sie in den signifikanten Fällen den Wert null nicht einschließen.
Diese Ergebnisse demonstrieren, dass der positive Effekt der Home-Office-Intensität auf die Arbeitsleistung mit zunehmender organisationaler Unterstützung verstärkt wird. Gleichzeitig zeigt sich, dass dieser Effekt bei höherer Anzahl von Personen im Haushalt tendenziell schwächer ausfällt, was auf eine komplexe Interaktion zwischen HOI, OU und APH hindeutet.
#05 Visualisierung
Neben der Analyse bedingter Haupteffekte bietet es sich an, die Ergebnisse einer Moderationanalyse zu visualisieren, wie mit der process-Syntax (/plot=1) angestoßen. Mit ein wenig nachträglicher Bearbeitung könnte das nachfolgende Diagramm dazu genutzt werden, um die Interpretation bzw. den nachfolgenden Ergebnisbericht zu erweitern.
#06 Interpretation
Eine erweiterte Moderationsanalyse wurde durchgeführt, um den Einfluss der Home-Office-Intensität (HOI) auf die Arbeitsleistung (AL) unter Berücksichtigung der moderierenden Effekte der organisationalen Unterstützung (OU) und der Anzahl der Personen im Haushalt (APH) zu untersuchen. Das Gesamtmodell erwies sich als statistisch signifikant (F(5, 94) = 10.19, p < .001) und erklärte einen moderaten Anteil der Varianz in der Arbeitsleistung (R² = .35).
Die Analyse ergab einen signifikanten Haupteffekt für die Home-Office-Intensität (b = 0.43, SE = 0.09, p < .001, 95% KI [0.26, 0.61]). Der Haupteffekt für die organisationale Unterstützung war nicht signifikant (b = 0.14, SE = 0.09, p = .118, 95% KI [-0.04, 0.31]), während der Effekt der arbeitsbezogenen Problemlösungshilfe marginal signifikant war (b = -0.13, SE = 0.07, p = .059, 95% KI [-0.27, 0.01]). Es wurden signifikante Interaktionseffekte zwischen HOI und OU (b = 0.15, SE = 0.05, p = .003, 95% KI [0.05, 0.25]) sowie ein marginal signifikanter Interaktionseffekt zwischen HOI und APH (b = -0.07, SE = 0.04, p = .057, 95% KI [-0.15, 0.00]) festgestellt. Die Ergänzung der Interaktionsterme zum Modell führte zu einer signifikanten Erhöhung der erklärten Varianz um 9% (F(2, 94) = 6.45, p = .002).
Um die Art der Interaktionen genauer zu untersuchen, wurden bedingte Effekte der Home-Office-Intensität auf die Arbeitsleistung bei verschiedenen Ausprägungen der organisationalen Unterstützung und der arbeitsbezogenen Problemlösungshilfe berechnet. Bei niedriger OU und niedriger APH zeigte sich ein positiver Effekt der Home-Office-Intensität auf die Arbeitsleistung (b = 0.33, SE = 0.15, p = .032, 95% KI [0.03, 0.63]). Dieser Effekt verstärkte sich bei durchschnittlicher OU und niedriger APH (b = 0.60, SE = 0.12, p < .001, 95% KI [0.36, 0.84]) und war am stärksten bei hoher OU und niedriger APH (b = 0.87, SE = 0.15, p < .001, 95% KI [0.58, 1.16]).
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der positive Zusammenhang zwischen Home-Office-Intensität und Arbeitsleistung durch die organisationale Unterstützung und die arbeitsbezogene Problemlösungshilfe moderiert wird. Spezifisch zeigt sich, dass mit zunehmender organisationaler Unterstützung der positive Effekt der Home-Office-Intensität auf die Arbeitsleistung verstärkt wird, während höhere arbeitsbezogene Problemlösungshilfe diesen Effekt tendenziell abschwächt. Diese Befunde unterstreichen die komplexe Natur der Beziehung zwischen Home-Office-Intensität und Arbeitsleistung und heben die Bedeutung sowohl der organisationalen Unterstützung als auch der arbeitsbezogenen Problemlösungshilfe bei der Implementierung und Gestaltung von Home-Office-Arrangements hervor.
#07 Tabelle
Arbeitsleistung | |||||
---|---|---|---|---|---|
Variable | b (SE) | t | p | 95% KI | |
Home-Office-Intensitäta | 0.43 (0.09) | 4.91 | < .001 | [0.26, 0.61] | |
Organisationale Unterstützunga | 0.14 (0.09) | 1.58 | .118 | [-0.04, 0.31] | |
Anzahl Personen im Haushalta | -0.13 (0.07) | -1.91 | .059 | [-0.27, 0.01] | |
Home-Office-Intensität × Organisationale Unterstützung | 0.15 (0.05) | 3.10 | .003 | [0.05, 0.25] | |
Home-Office-Intensität × Anzahl Personen im Haushalt | -0.07 (0.04) | -1.92 | .057 | [-0.15, 0.00] | |
ΔR2 | .07b | ||||
ΔR2 | .03c | ||||
ΔR2 | .09d | ||||
R2 | .35e | ||||
Bedingte Haupteffekte | |||||
Organisationale Unterstützung | Anzahl Personen im Haushalt | Home-Office-Intensität | p | 95% KI | |
−1 SD | −1 SD | 0.33 | .032 | [0.03, 0.63] | |
−1 SD | M | 0.16 | .208 | [-0.09, 0.42] | |
−1 SD | +1 SD | -0.01 | .977 | [-0.32, 0.31] | |
M | −1 SD | 0.60 | < .001 | [0.36. 0.84] | |
M | M | 0.43 | < .001 | [0.26, 0.61] | |
M | +1 SD | 0.26 | .039 | [0.01, 0.51] | |
+1 SD | −1 SD | 0.87 | < .001 | [0.58, 1.16] | |
+1 SD | M | 0.70 | < .001 | [0.47, 0.93] | |
+1 SD | +1 SD | 0.53 | < .001 | [0.24, 0.82] | |
Anmerkung. N = 100. KI = Konfidenzintervall für b; aPrädiktoren zentriert; bZusätzlich erklärter Varianzanteil durch Interaktionsterm Home-Office-Intensität x Organisationale Unterstützung: F(1, 94) = 9.63, p = .003; cZusätzlich erklärter Varianzanteil durch Interaktionsterm Home-Office-Intensität × Anzahl Personen im Haushalt: F(1, 94) = 3.70, p = .057; dZusätzlich erklärter Varianzanteil durch beide Interaktionsterme: F(2, 94) = 6.45, p = .002; eF(5, 94) = 10.19, p < .001 |
#08 Literatur
- Schneider, K., Schwark, M. Die goldene Mitte finden: Auswirkung der Homeoffice-Intensität auf Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit im Kontext der Ressourcenerhaltung. Gr Interakt Org 54, 421–436 (2023). https://doi.org/10.1007/s11612-023-00696-3